20 Jahre Torfkurier, der Film






Kraftraub

Was uns schwächt. – Muss es aber nicht.

Text: Götz Paschen

Die Energie kommt aus dem Bewusstsein. Wer keine hat, hat sich vorher ausreichend selbst geschwächt. Genetik, Sozialisation … schon klar, aber bleiben wir bei der Selbstverantwortung: Kraft kommt aus Erfolg. Und Erfolg kommt aus Leistung. Leistung erfordert Handeln. Wer nichts macht, hat keinen Erfolg und kann nicht einmal scheitern. Scheitern und es erneut zu versuchen, geben Zuversicht in die eigene Motivation. Wer lebenstüchtig ist, nimmt sein Leben in die Hand und gestaltet es. Im Rahmen seiner Möglichkeiten, aber auch nicht unterhalb davon.

Krafträuber
Einwände, Vorbehalte, Entschuldigungen ... Wer Argumente sucht, etwas nicht anzugehen, will es nicht angehen. Reden wir nicht über Hürden, Hindernisse und Widrigkeiten. Planung in allen Ehren, aber Sie können nicht alle Dramen vorhersehen. Grob skizzieren, anfangen und unterwegs den Mist voraussehen oder spontan parieren. So kann es gehen. Das kostet Energie. Die fließt keinem zu, wenn er die Widrigkeiten einer Planung aufzählt. Konjunktiv und Bequemlichkeit sind Kraftraub. Der energieärmste Zustand ist der, bei dem physikalisch alles am Boden ist.

Kleine Räuber
Etwas liegen zu lassen und nicht wegzuräumen, kostet Kraft. Etwas Wackeliges nicht zu reparieren, kostet Kraft. Ein Wunschvergnügen nicht zu leben, kostet Kraft. Den Alltag unterhalb vom eigenen Vorstellungsniveau zu gestalten, kostet Kraft. Wegräumen, anfassen, machen! Klingt alles nicht nach Tee mit Freunden und Buch im Sessel. Sollte es aber: Wer brav rackert und nicht genießt, begegnet ebenfalls einem Krafträuber. Dem Mangel an Selbstliebe: Lust, Befriedigung, Vergnügen. Da dürfen Sie ran. Kein Sex, keine Partys, keine Kochkunst, keine Konzertbesuche – alles Käse. Verzicht ist ein großer Heuler. Griesgrame werden die Welt nicht retten. Alternative heißt die Lösung, nicht Verzicht. Eine Fahrradstrecke bei Regen kann ein großer Spaß sein. Besser als trocken und warm im Auto zu sitzen. Schweiß, klatschnass, kalt, geil. Eine Frage der Bewertung.

Extras
Je öfter Sie an der hingeworfenen Jacke vorbeilaufen, umso schlechter. Wenn Sie die gerne am Haken hätten, hängen Sie sie auf. Hängen Sie sie beim fünften Mal auf, hat sie viermal zu viel Kraft gekostet. Bei jedem Vorbeilaufen denken Sie: ‚Ach die wollte ich auch noch aufhängen. Das habe ich (noch) nicht geschafft.‘ Habe ich nicht geschafft, ist der Satz, den Sie sich täglich permanent sagen sollten. Das passiert auch. Achten Sie einmal drauf. Machen kostet weniger Energie, als dauernd innerlich diesen Satz zu hören. Extrawege, Treppensteigen, laufen und räumen habe ich mir als ‚Haussport‘ umbewertet. Die billigste Fitnessbude ist Ihr Zuhause. Wenn Sie da alles erledigen, was rumliegt, sind sie nur am Flitzen. Das verbrennt Kalorien. Es erspart Ihnen den kraftraubenden Blick morgens in den Spiegel: ‚Der Nackte da ist zu fett. Der sieht nicht gut aus.‘

Definition
Kraft rauben erstmal nur Felder, in denen Sie unterhalb Ihrer Wunschdefinition liegen. Wenn Ihnen schicke Frisur, Kleidung, Figur … nicht wichtig sind, müssen Sie da nicht ran. Das spart Aufwand. Wenn Sie dann unterhalb der gesellschaftlichen Norm liegen, müssen Sie woanders punkten oder sich gut abgrenzen können gegen äußere Abwertung. Wer im Sport liefert, darf bei Textilien sparen – der sieht ohnehin besser aus. Was Sie von innen machen können, können Sie von außen nicht nachholen. Das gilt auch für musische oder seelische Größe. Da kommt materiell nichts mit. – Wunschdefinition ist allerdings auch eine Vokabel, mit der Sie sich gründlich selbst belügen können. Manche Eigendefinitionen funktionieren nicht. Nicht vor Gott, im Humanismus, in einem funktionierenden Sozialgefüge, bei der Familie angefangen – wo auch immer. Sie können sich eine bequeme Selbstdefinition basteln, die Sie nicht fordert. Die ist dann einen Dreck wert. Bedaure, aber so ist es.

Torftipp: Machen und genießen. Spaß und Verantwortung.