April
Eine Frau - viele Gesichter.
Ehrenamtlich und beruflich in der Verantwortung.
Text: Götz Paschen; Fotos: Götz Paschen, www.hoeperhoefen-jeerhof.de, Maren Bischoff und Antje Holsten-Körner
„Du
wirst mit einem anderen Verantwortungsgefühl groß. In vielen Familien
wächst du da automatisch rein. Dann fällt es dir nicht schwer,
Verantwortung zu übernehmen. Du musst früher selbständig sein, mitdenken
... Überbehütung gibt es da nicht. In den Ehrenämtern sitzen auch oft
Personen, die sowieso schon etwas machen. Denen fällt es leichter, in
Positionen zu gehen, in denen du den Mund aufmachen musst.“ Rieke Hesse
(47) ist in der Geschäftsführung im Autohaus Hesse, im Vorstand des
Gewerbevereins Sottrum, Beisitzer im Vorstand des Fördervereins
Höperhöfen-Jeerhof und Aufsichtsratsmitglied der Volksbank Wümme-Wieste
e. G. Sie sorgt für klare Entscheidungen, funktionierende Abläufe und
hat Spaß an ihren Aktivitäten. „Alles, was ich mache, mache ich gerne.“
FrauenführungIm
Betrieb ist sie mit ihrem Bruder die zweite Generation. „Unsere Eltern
haben uns das vorgelebt, und wir leben das genauso pflichtbewusst
weiter. Man wächst da rein. Wir nehmen uns vielleicht etwas mehr
Freiheiten.“ Ihr Kinderwagen stand auch öfter mitten in der Werkstatt.
So fing das an und dann: „Ich habe als Zwölfjährige Tankstellendienst
gemacht.“ Die Nachfolge war für sie entschiedene Sache. Es geht auch
anders. „Es gehört genauso Mut dazu zu sagen, ich will das nicht.“ Nach
der Ausbildung, der Betriebsfachschule für Kfz in Northeim und einer
kurzen Zeit beim Händlerkollegen in Hildesheim ist sie mit 25 Jahren
eingestiegen. Schon mit 24 Jahren war Hesse Vorsitzende des
Gewerbevereins. Beneidet sie Frauen mit einer halben Stelle? „Nein, das
habe ich im Leben nicht getan. Das bin ich nicht.“ Auf ihrem Posten
läuft es nur mit Tagesmutter und Haushaltshilfe. „Ohne Unterstützung
brauchst du einen Hausmann. Sonst kannst du in der Position nicht
Vollzeit arbeiten, wenn du noch ein bisschen Freizeit haben willst.“ Die
Familie spielt eine große Rolle, auch wenn sie zeitlich anders
eingebaut wird. Wann kriegt man denn da die Kinder? „Ich bin abends um
halb sieben aus der Firma weggefahren und habe morgens das Kind
gekriegt.“ Junior Thore machte vor der Geburt keine Probleme und war als
Baby pflegeleicht. Wie sollte es sonst passen? Auch wenn sie morgens
oft den Laden auf- und abends abschließt, ist die Mutter mittags
zwischen zwölf und zwei zu Hause, wenn ihr Sohn von der Schule kommt.
„Ich bin bei seinem Frühstück dabei. Und abends hat er auch seine Zeit.
Wenn Not am Mann ist, nehme ich mir auch für ihn frei.“ Die Großeltern
auf der anderen Straßenseite haben anfangs auch den einen oder anderen
Freiraum ermöglicht. Hesse kennt in dieser Konstellation aber auch klare
Zeitgrenzen. „Ich komme abends später nach Hause und bin sonnabends
auch in der Firma. Deswegen versuche ich, Arbeit zu Hause zu vermeiden.
Vielleicht lese am sonntags mal Fachzeitschriften.“
Frauenquote?Wie
sieht das aus mit dem Respekt als Frau in einer Führungsrolle im
Handwerk? „Kein Problem, ich bin in die Position reingewachsen. Ich bin
auch nicht für die Frauenquote. Man kann nicht nur als Mann
weiterkommen. Viele Positionen kann man auch als Frau besetzen. – Wie
das in Großkonzernen ist, kann ich nicht beurteilen.“ Im
inhabergeführten Mittelstand läuft es ohnehin anders. Rieke Hesse war
auch die erste Frau im Aufsichtsrat der Volksbank Wümme-Wieste e. G.
„Ich bin nicht gefragt worden, weil ich eine Frau bin. Sondern weil ich
in der Öffentlichkeit engagiert bin und dadurch meiner Rolle gerecht
werden kann.“ Welche Bereiche deckt sie beruflich ab: Verkauf,
Marketing, Personal, Verwaltung, Organisation … „Ich war in allen
Abteilungen und kenne das Unternehmen lange. Ich bin ein Allrounder.“
Gelegentlich findet man Hesse auch in der Kundendienstannahme oder beim
Laubharken. „Ich habe eine Vorbildfunktion und zeige, dass ich mir auch
dafür nicht zu schade bin. Wenn die Mitarbeiter auf dem Hof Müll
aufheben sollen, muss ich mich auch selber bücken.“ Bodenhaftung, keine
Allüren.
AufsichtsratDer Volksbankaufsichtsrat ist ein
Ehrenamt. Und: „Ehrenämter müssen besetzt werden. Ich mache das gerne.
Das war für mich eine Ehre.“ Man brauche einen Zahlenblick, muss die
Wirtschaftslage im Auge haben und erhält jährlich eine Fortbildung durch
die Bank. „In die Materie wirst du anfangs eingearbeitet: Wie du
Berichte liest, was die Abkürzungen heißen ... Ich hatte nie das Gefühl,
dass ich nicht fragen kann.“ Die Sitzungen werden bankseitig
professionell vorbereitet. Bei einem monatlichen Treffen von drei
Stunden berichtet der Vorstand dem Aufsichtsrat über seine Tätigkeiten.
Der Aufsichtsrat bekommt die Quartalsberichte und Prüfberichte externer
Prüfer vorgelegt. „Wir bestätigen die Berichte und sind bei größeren
Kreditentscheidungen beteiligt. Ab einer bestimmten Summe müssen wir
Kredite mit abnicken, die uns vorgestellt werden. Wir hätten ein
Vetorecht oder könnten einen externen Rat einholen. Das ist aber bisher
noch nicht vorgekommen.“ Die Termine liegen tagsüber in der
betrieblichen Zeit und können familienneutral untergebracht werden. Mit
im Aufsichtsrat sind ein Landwirt, ein Baustoffhändler, ein
Steuerberater … verschiedene Berufe. „Wir ergänzen uns gut. Das macht
Spaß. Du kriegst einen Überblick über andere Branchen. Es erweitert
meinen Horizont. Und ich habe nicht immer nur die Autobrille auf.“
DorflebenHesse
fühlt sich nicht nur zwischen Autos und Schlipsen wohl. Sie ist auch in
Jeerhof auf der Dorfwiese am Start. Da steppt beim Mittsommerfest im
zweijährigen Rhythmus der Bär. „Normal alle graden Jahren. Sonst ist das
zu viel Arbeit für die Mitglieder. Es soll ja nicht in Stress ausarten
mit Auf-, Abbau, Ausschenken …“ 2020 ist ausgefallen. „Auch die
Ehrenämter wurden alle gebremst.“ 2021? „Im August gibt es eventuell ein
Dorfgrillen im kleinen Rahmen, je nach Corona.“ Mal sehen. – Wo liegen
die Ziele? „Gemeinschaftssinn, das Dorfleben aufrecht erhalten.
Lebensqualität bieten und Glücksmomente erzeugen. – Wenn die Gäste
glücklich sind, bin ich auch glücklich.“ Die Bühne steht, der Tanzboden
liegt. Der Lastenfallschirm ist die Kuppel über dem Tanzboden, auch wenn
es bei Regen durchnieselt. Die Strohballen rundherum bieten das
Ambiente. Da sitzen die Kinder drauf und lassen die Beine baumeln. Ist
das Arbeit? „Es ist keine Arbeit. Mir macht es Spaß, mit Menschen etwas
zu bewegen und zu sehen, dass es Erfolg hat. Da freue ich mir ein Loch
in den Bauch. Wo wir Arbeit und Zeit reingesteckt haben, das bringt
Menschen zusammen, und die freuen sich. Wenn dann Geld übrig bleibt,
können wir damit noch etwas anschieben. Dafür investiere ich meine Zeit
gerne.“ Entsprechend war Hesse lange im Vorstand des Fördervereins
Höperhöfen-Jeerhof und ist dort heute Beisitzerin. „Ich weiß nicht,
warum viele sich vor Ehrenamt scheuen: Aus Angst vor der Verantwortung?
Weil sie zu egoistisch sind? Weil sie es nicht kennen? Weil sie nicht
den Mut haben, es auszuprobieren?“ Sie fragt nach dem Aufwand, einmal
die Woche bei der Tafel essen auszugeben. Das sei doch leistbar. –
Verständnislosigkeit. „Mir geht es gut, dann kann ich das doch auch
weitergeben. Ungefragt Hilfe anzubieten, können mittlerweile die
wenigsten. Die sehen das vielleicht nicht, dass man mit zwei Mann
schneller fertig ist. Wer das nicht erkennt, übernimmt auch kein
Ehrenamt.“ Aber alles funktioniert nur im passenden Kontext: „Ehrenamt
geht nur, wenn die Familie mitspielt. Ralph macht mit, und am besten
spannt man die Kinder auch gleich mit ein.“
Vereinsmeierei?Hesse
ist nicht auf Pöstchen scharf. Sie will, dass sich was dreht auf dem
Land. Und wenn dazu ein Posten gehört, übernimmt sie die Verantwortung.
„Mit dem Verein kannst du ein Mitsommerfest organisieren und mit den
Einnahmen eine Wetterschutzhütte bauen, einen Bauwagen für die
Landjugend Bötersen-Höperhöfen kaufen …“ Wer Geldspenden annehmen möchte
für neue Sitzbänke, die Spielplatzrenovierung oder Baumpflanzungen,
braucht einen Verein. „Damit das rechtens ist, brauchst du ein Konto.
Sonst ist das nicht sauber. Das geht nicht.“ Zur Spendenquittung gehört
die Gemeinnützigkeit, zum Verein eine Satzung, ein Vorstand … Sie fühlt
sich wohl auf dem Land und ihrem Dorf sehr verbunden. „Hier soll
gesellschaftlich und kulturell was in Gang sein: von der Bücherlesung
bis zum Dorffest.“ Hesse packt gerne vorne mit an, schaltet und waltet
aber auch im Hintergrund, damit alles fluppt. „Ich bin im
Organisatorischen aktiv. Ich kenne die Ansprechpartner für Lichtanlage,
Tische … Das ist netzwerken. Durch die Position im Autohaus kenne ich
viele Kunden, weiß, wer was kann und rufe die dann an.“ Jeder hat
Beziehungen: Jeder kennt einen, der einen kennt ... So könne man
kostengünstig etwas auf die Beine stellen, an dem alle Spaß haben. Trotz
aller Ehrenamtlichkeit taucht auch da in der Verantwortung immer das
Thema Geld auf. „Es gibt nichts umsonst: Ein Bauzaun für die Absperrung
kostet Geld. Das Klopapier auch. Selbst die Schankgenehmigung fürs
Osterfeuer kostet Geld. Die Arbeitsleistung ist dagegen im Ehrenamt
immer zu null Euro. – Aber die Kalkulation muss aufgehen. Ein Verein hat
ja keinen Riesengoldberg, den er endlos nutzen kann.“ Genauso müssen
Erträge wieder unters Volk gebracht werden. „Du darfst als
gemeinnütziger Verein kein Geld horten.“
VokabellückenWas
kostet Verantwortung: Freizeit? Familienzeit? Hobbys? Nerven?
„Verantwortung kostet keine Freizeit. Verantwortung hat man sein ganzes
Leben lang, mal mehr mal weniger: Für Kind, Haus, Katze, Ehrenamt … –
das mache ich ja freiwillig. Wenn ich ein Kind in die Welt setze, muss
ich dazu stehen. Man muss stark genug sein, um Verantwortung ausüben zu
können und mit den Konsequenzen zu leben. Wenn ich Verantwortung habe,
muss ich auch Entscheidungen treffen und meine Linie fahren.“ Stress,
Überforderung, Lustlosigkeit … Die Wörter fallen im gesamten Gespräch
kein einziges Mal. Hesse ist ihr eigener Motivationscoach und hat
Vokabeln, die sie bremsen, aus ihrem Wortschatz gestrichen. Gerade
deswegen hat sie die relevanten Ressourcen im Blick, auch die eigenen.
Aber demotivierende Glaubenssätze sucht man hier vergeblich. Es gibt
Ziele, klare Entscheidungen, auch mal ein ‚Nein‘ und ansonsten gerne
vorne. Dass dabei auch Hürden überwunden werden müssen, gehört zur
Herausforderung. „Die, die Ehrenämter übernehmen, ticken alle gleich. Du
musst das, was du machst, lieben, sonst gehst du kaputt dabei. Ich lebe
von Kontakt, beruflich wie privat.“
RealitätenNeben
den Jammervokabeln fehlt im gesamten Gespräch auch der Konjunktiv.
Darüber zu reden ‚Man könnte ja mal‘ und es dann zu lassen, ist nicht
Hesses Welt. Sie greift Anregungen auf und überprüft sie an der Welt.
Wenn etwas noch nicht da war, macht sie gelegentlich auch mit ihren
Mitstreitern die Welt passend. „Die verrückten Ideen kommen meist nicht
von mir. Aber ich lasse mich gerne davon anstecken. Ich fange im
Hintergrund sofort an zu planen. Kreative Ideen fixen mich an. Was kann
ich beitragen aus meinen Erfahrungen: GEMA, Schankgenehmigung, Flyer … –
Das wissen andere nicht, die damit nichts zu tun haben. – Wie geht es
los? Wie fassen wir es an? – ‚Es geht nicht, und wir lassen es lieber‘,
kann dabei auch rumkommen.“
GewerbevereinWer
übernimmt Vorstandsposten. „Es trifft immer die gleichen, die
ehrenamtliche Arbeit machen. Es wird einem manchmal zu viel. Wir haben
auch nur 24 Stunden am Tag. Die Ressource kannst du nicht aufstocken.“
Schon lange ist Hesse im Vorstand des Gewerbevereins. Und wie das häufig
bei Jahreshauptversammlungen so ist, wenn die Wiederwahl nicht
abgemachte Sache ist. Dann sitzt man bei Vorstandsvorschlägen
schulterzuckend voreinander, alle gucken auf ihre Schuhe, und keiner
will es machen. Die Situation kommt in den besten Vereinen vor. So ging
es auch vor längerer Zeit dem Gewerbeverein Sottrum. „Man hätte den
Verein auch schließen können.“ Aber Aufgeben ist für Selbstständige oft
keine Option. – Das ist der einzige Grund, warum nach Corona noch eine
Vielzahl der kleinen und mittelständischen Firmen existieren wird. Nicht
die fantastische Förderlandschaft, nicht die fetten Rücklagenkonten,
nicht die Solidarität ... Der Enthusiasmus der Vortuner/innen ist die
entscheidende Größe. – Als der Gewerbeverein eine besonders zähe
Vorstandswahl hatte, half eine Innovation: Die Sottrumer entschieden
sich für einen 7er-Vorstand. „Du findest für die Vorstandsposten sonst
keinen. ‚Lass uns das breiter aufstellen, dass wir mehr Luft haben.‘ Es
ist aus der Not geboren.“ Mit der Konstellation fährt der Gewerbeverein
seit Jahren sehr gut.
DeutschlandDie
Gesetzeslage steht der Besetzung im Wege: Der Vorstand hält den Kopf
hin. „Typisch Deutschland: Auflagen und Gesetze machen das Ehrenamt
schwer. – Besser ist, man liest sie nicht durch. – Da haben viele Angst
vor.“ Der Mut zur Lücke ist relevanter Teil von Verantwortung. Wer alles
bedenken will, kommt nicht zur Umsetzung. Wer keine Fehler machen will,
lässt auch lieber die Finger davon. „Wenn ich kein Macher bin, bin ich
ein Unterlasser. Dann habe ich auch kein Fest, keinen Baum, keine Bank
im Dorf.“ Man müsse Risiken abschätzen können. „Wir diskutieren darüber
im Vorstand des Gewerbevereins zu siebt, was können wir tun und was
nicht. Wir sind ein Team und ergänzen uns gut.“ Für Entscheidungen
nutzen sie oft technische kurze Wege. „Jeder weiß um die Qualitäten des
anderen. Dann kann man das auch mal jahrelang machen.“ Offene Fragen
sind: Wie geht es weiter? Wie lernt ein Vorstand andere in den
Positionen an? – Das fange im Ländlichen bei so banalen Fragen wie der
Erntekrone der Landjugend an. Die Älteren sind studieren und in der
Ausbildung. Und die Jungen wollen im Spätsommer die Krone flechten.
Dafür brauchen sie das Getreide am Halm in voller Länge. „Im September
ist das Getreide gemäht. Dann ist es zu spät. Aus Unwissenheit kann das
schief gehen – das ist schon passiert. Das ist Kommunikation.“ Die
Übergaben auch im Ehrenamt ohne Wissensverlust hinzukriegen, ist ein
Teil der Übung.
Augen aufHesse geht Fragen anders an.
Was nicht da ist, ist vielleicht trotzdem möglich. Schaffensdrang. „Man
hört was, und denkt ‚Ej geil, das könnte man mal machen.‘ – Dann kann es
sein, dass das morgen steht. Es macht doch Freude. Man empfindet etwas
bei einer Idee. Wenn eine Idee doof ist, fasst man die nicht an.“
Höperhöfen und Jeerhof gehören zur Gemeinde Bötersen. Nicht umsonst hat
die Gemeinde Bötersen 2018 beim Wettbewerb ‚Unser Dorf hat Zukunft‘
gewonnen: Dorfladen, Denkmalschutz, politische Teilhabe,
Bürgerengagement, ‚Dörfliches Grün‘ … Die Gefahr ist, dass Akteure zu
oft die Möglichkeiten sehen und die Grenzen aus den Augen verlieren.
Schlussendlich hängt die Hauptverantwortung immer an einigen wenigen.
„Man darf Ehrenamtler nicht verschleißen. Die brauchen auch gelegentlich
eine Pause. Gut ist es, die Gruppe der Verantwortlichen breiter
aufzustellen. – Du willst auch selber mal deine Hobbys leben. Wir sind
keine 20 mehr.“ Anfangs waren viele Engagierte froh über die
Randerscheinung des Lockdowns, „dass man überall nicht mehr hin musste.“
Hesse mahnt, dass die Gesellschaft wieder Fahrt aufnehmen muss. „Wir
müssen jetzt aus der Lethargie wieder rauskommen und gucken, was noch
geht. Wir können jetzt aufwachen und motiviert aus der Angst rausgehen.
Viele sind eingeschüchtert und wollen nichts Verbotenes tun. Es geht ja
vieles. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir da wieder rauskommen
müssen.“
Der Tag danach„Ich finde Ehrenamt wichtig und
würde dazu jeden motivieren. Wenn Leute sich selbst genug sind, finde
ich das schade und eine verschenkte Ressource. – Wenn du vom
Mitsommerfest Sonntag morgens um fünf Uhr nach Hause gehst und 20
Stunden auf den Beinen warst, bist du glückselig.“ Freitags beginnt der
Aufbau. Samstags früh geht es weiter. „Um 15 Uhr wird der letzte Stecker
in die Steckdose gesteckt.“ Nachmittags ist Programm für Kinder, Oma,
Opa und Eltern. Danach kommen die Teenies und dann die 30- bis
60-Jährigen. „Morgens um fünf schließen wir die Bierbude ab. Die geht
dann direkt zum nächsten Fest. Und nach drei bis fünf Stunden Schlaf
sind wir sonntags wieder auf dem Platz und räumen auf.“ Um 14 Uhr ist
alles wieder weg. „Den Restsonntag geht es dann langsam mal Richtung
Sofa.“ Der Montag drauf ist im Büro etwas schwungfreier als üblich. Seit
2014 ist Jeerhof im Zweijahresrhythmus eine relevante Spaßadresse.
„Schlimmer wär‘s, wenn wir das alles aufbauen, und es kommt keiner.“ Das
organisatorische Fachwissen funktioniert im Gewerbeverein genauso, wie
im Dorfverein. „Alles, was ich im Sottrumer Gewerbeverein gelernt habe,
kann ich in anderen Zusammenhängen auch wieder anwenden. Man wächst mit
seinen Erfahrungen.“ Und dann ist da wieder so eine ungeplante
Situation, man steht zusammen und einer schlägt etwas vor. „Einer hat
die Idee, und dann machen wir das. Das Risiko musst du abwägen. Aber
wenn du weißt, das geht in die richtige Richtung, dann musst du es
machen.“
Torftipp: 1) www.hoeperhoefen-jeerhof.de, 2) Offene Posten übernehmen!