Der Maulwurfnazi

Dein gepflegter Garten und du!

Text: Götz Paschen

Wer seinen englischen Rasen pflegt, steht eher in einer deutschen als in einer englischen Tradition. Vor allem, wenn er dem dramatischen Besuch von Maulwürfen mit Vergasung begegnet. Leider ist es laut Bundesartenschutzgesetz und -verordnung verboten, Maulwürfe zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Aber für einen ordentlichen Rasen sollte man sich auch durch Bußgelder bis 50.000 Euro nicht abschrecken lassen. Schließlich ist ein Privatgarten kein Naturschutzgebiet. Vielmehr ist er eine kreative Wirkfläche für privat motivierten Gestaltungsdrang. Es ist die Pflicht eines jeden engagierten Privatgärtners, Wühlmäuse, Maulwürfe und andere Störer auszurotten. Und nach alter Großväter Sitte ist Gas das Mittel der Wahl. Ob der Gartenfreund jetzt auf die Gase und den Geruch der Reaktion von Carbid mit Feuchtigkeit schwört. Oder ob er ein Benzin-Diesel-Gemisch verdampft und in die Gänge presst. Die Wahl ist reine Geschmacksfrage. Viele Steingartenfreunde haben für das Problem durch nahezu lückenlose Versiegelung der ehemaligen Grünflächen eine andere Endlösung gefunden. Wer Grünflächen liebt und Erdhäufchen nicht, vergast die Maulwürfe konsequent. Treblinka ist überall.

Anlage
Das Elend fängt schon bei der Gartenanlage an: Der Rasen ist eingesät, die Kirschlorbeerhecke steht, aber es regnet nicht. Nun haben wir jahrzehntelang Mutter Erde so malträtiert, dass der Regen ausbleibt. Dann muss sich der fleißige Gartenfreund selbst mit dem Schlauch in den Garten stellen und bewässern. Aber wer will noch mit 30 Jahren, frisch vermählt und kindgekrönt nach Feierabend den Garten sprengen? Der hat vielleicht versäumt, bei der Hausfinanzierung die Unterflurbewässerung mit einzukalkulieren. Da werden in der Erdoberfläche Bewässerungsschläuche unter der gesamten Wiese verlegt. Wer jetzt dachte, das ist etwas für perfektionistische Rentner, hat weit gefehlt: Haste alles im Griff und nichts zu tun, bauste dir Infrastruktur in die Wiese. Je mehr Schläuche und Kabel für Unterflurbewässerung, Gartenlampen, Mährobotersignale verbuddelt sind, umso kultivierter ist der Garten. Künftig müssen Sie auch vor der letzten Mutterbodenschicht mit der Drohne Luftaufnahmen machen, damit Sie wissen, was wo liegt. So ganz spontan mit dem Spaten in das Gras zu stechen, kann sonst verheerende Folgen haben. Hier wird alles in Rasterflächen aufgeteilt und eingezeichnet.

Planquadrate
Das ist wie beim Schiffe versenken früher. ‚E7‘ – ‚Treffer.‘ Kabel statt Boot! Nur dass sie den Maulwurf schlecht bombardieren können. Wenn sie nachher nicht mit Radlader und Raupe für eine kraterfreie Gartenfläche sorgen wollen. Optimal ist Gartenplanung am Computer simuliert, wie bei der neuen Küche. Dann sehen Sie, wie es aussieht, wenn es fertig ist, bevor Sie angefangen haben. Vielleicht fragen Sie beim Ultraschall auch mal den Frauenarzt, ob er nicht pränatal an der großen Nase des Babys was machen kann. Natur will domestiziert sein. Wer ihr freien Lauf lässt, findet sich nach der Gartenparty in der Hollywoodschaukel  wild knutschend mit der Nachbarin wieder. So war das nicht gedacht.

Unkraut
Ihr Nachbar, dieser Umweltidiot, legt eine Kräuterspirale, einen Teich für lärmende Frösche und einen Totholzhaufen für Ungeziefer an. Währenddessen kaufen Sie Glyphosat in der Privatgärtnerportion. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt hat es 2017 in der EU gerettet. Seine Nachfolgerin Julia Klöckner eiert rum, und kriegt die Genehmigung nicht vernünftig verlängert. Irgendwann wird es vermutlich noch von der EU gekippt. Was war das schön in Zeiten souveräner Nationalstaaten! Vielleicht müssen Sie im September noch weiter rechts wählen, damit uns beliebte Gartenmittel erhalten bleiben. Und was soll das Geschwätz von einer ‚Roten Liste‘? Wir sind ja mit den bestehenden Linksparteien schon genug gebeutelt.

Torftipp: Vorsicht Saattiere!